Deutschen Historischen Museum Berlin vermittelt die Geschichte rund um Richard Wagner
Berlin. Komponist und Theaterreformer, Hofkapellmeister und Festspielgründer, Revolutionär und Exilant, Unternehmer und Kapitalismuskritiker, Schuldner und Antisemit: Richard Wagner hat das 19. Jahrhundert in ganz unterschiedlichen Positionen miterlebt und geprägt – mit Folgen bis in die Gegenwart. Das Deutsche Historische Museum zeigt Wagner nicht nur als Zeugen und Kritiker der politischen und sozialen Umbrüche seiner Zeit, sondern als umstrittenen Künstler, der gesellschaftliche Befindlichkeiten strategisch in seinem Werk aufzugreifen und als „Deutschtum” zu inszenieren wusste. Bis heute wird heftig debattiert, inwieweit Wagners ausgeprägter Antisemitismus sein Werk und seine Kritik an der Moderne mit ausmacht.
Das Deutsche Historische Museum beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Geschichte des Kapitalismus. Zwei deutsche Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts stehen dabei im Zentrum: Karl Marx und Richard Wagner. Wie Marx war auch Wagner ein Kritiker der modernen Ökonomie. Der Aufstieg von Richard Wagner wäre gleichzeitig ohne einen modernen kapitalistischen Kunst- und Musikmarkt nicht denkbar gewesen. Er war ein überaus erfolgreicher Gefühlstechniker, der in einer zunehmend kommerzialisierten Welt den gesellschaftlichen Stellenwert der Kunst und des Künstlers neu verortete. Dafür entwickelte er Vermarktungsstrategien, in denen Emotionen eine wesentliche Rolle spielten. Seine Vorstellungen vom Musikdrama als Gesamtkunstwerk waren auch eine Kritik an der Moderne und damit von dem Anspruch geprägt, die Gesellschaft als Ganzes zu verändern. Ausgehend von der starken Polarisierung, die Wagner bis heute auslöst, setzt die Ausstellung sein Leben und Werk in Bezug zu den Strömungen und Stimmungen seiner Epoche. Sie rückt vier Grundgefühle des 19. Jahrhunderts in den Mittelpunkt, die als treibende Kräfte die Zeitumstände wie auch Wagners Vorstellungen prägten: Entfremdung und Zugehörigkeit, Eros und Ekel. In vier Kapiteln und einem Epilog zu Wagners Wirkungsgeschichte geht die Ausstellung der Frage nach, wie Wagner diese gesellschaftlichen Gefühlszustände wahrnahm und künstlerisch auf sie reagierte.
Es sprechen Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Michael P. Steinberg, Kurator der Ausstellung, und Philipp Springer, Projektleiter der Ausstellung.
Stiftung Deutsches Historisches Museum, Foto: Richard Wagner (C) WikiImages