TEDDY ACTIVIST AWARD,Berlin,VisitBerlin,EventNewsBerlin

TEDDY ACTIVIST AWARD geht an Tschetschenien-Aktivisten

Veröffentlicht von

34. TEDDY AWARD Verleihung in der VOLKSBÜHNE BERLIN

Berlin- Der TEDDY AWARD, der queere Filmpreis der Berlinale und der Preisstifter HARALD CHRIST, Unternehmer und langjähriger TEDDY Unterstützer, vergeben in diesem Jahr erstmals den TEDDY ACTIVIST AWARD. Der Preis ist verbunden mit einem Preisgeld von 5.000 € und wird am 28. Februar 2020 im Rahmen der 34. TEDDY AWARD Verleihung in der VOLKSBÜHNE BERLIN verliehen.

 

Inspiriert von der Arbeit und dem Mut so vieler Aktivist*innen, die für den andauernden Kampf von sexuellen und geschlechtsspezifischen Minderheiten auf der ganzen Welt kämpfen, würdigt der TEDDY ACTIVIST AWARD Personen, die sich unter schwierigen Umständen und in einem nicht unterstützenden politischen und gesellschaftlichen Umfeld für Veränderungen einsetzen und so zu Toleranz, Akzeptanz, Gerechtigkeit und Gleichheit in der Welt beitragen. In vielen Teilen der Welt bedeutet dies, sich selbst und die Menschen in der Umgebung zu gefährden und sich der Ablehnung, Marginalisierung, Isolation und Verfolgung auszusetzen. Mit der Auszeichnung soll der Mut und die Entschlossenheit dieser Menschen gewürdigt werden.

 

Für Harald Christ ist die Stiftung des TEDDY ACTIVIST AWARD Herzensangelegenheit und gesellschaftliche Verantwortung zugleich: „Vor dem Hintergrund unserer Geschichte mit dem mühsamen und steinigen Weg aus den Konzentrationslagern der Nazis über die Gefängnisse der 50er und 60er Jahre bis zur Ehe für Alle von heute, sind wir geradezu in der Verpflichtung, nicht wegzusehen, wenn Unrecht geschieht und nicht zu schweigen, wenn ein Aufschrei der Empörung zur Pflicht wird. Es sollte unser aller Auftrag sein, die zu stützen und zu schützen, die sich in den Brennpunkten von Verfolgung und Hass entschlossen und mutig für Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen.“ Der TEDDY ACTIVIST AWARD 2020 geht an eine Gruppe von Aktivist*innen, die unter Gefahr für das eigene Leben mit beispiellosem Einsatz mutig und entschlossen verfolgte Homo- und Transsexuelle in Tschetschenien vor Lagerhaft, Folter und Mord retten und in Sicherheit bringen. Der TEDDY und Harald Christ verneigen sich mit großem Respekt vor diesen mutigen Menschen und hoffen, dass dieser Preis dazu beiträgt, dass das anhaltende Schweigen und Wegsehen der sogenannten „Freien Welt“ nun endlich in einen Aufschrei der Empörung übergeht und die Täter von der Weltgemeinschaft geächtet und zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Der Film “Welcome To Chechnya” über die Preisträger des TEDDY ACTIVIST AWARD und die Situation in Tschetschenien läuft als Internationale Premiere bei den 70. Internationalen Filmfestspielen Berlinim Rahmen der Sektion Panorama.

 

Das Homosexuellenpogrom in Tschetschenien: Am 1. April 2017 berichtete die Nowaja Gaseta, eine unabhängige russische Zeitung, dass staatliche Sicherheitsbeamte Schwule in Tschetschenien entführen, festhalten und foltern und forderten, dass diese Männer die Namen anderer Schwuler preisgeben, die sie dann ebenfalls entführen, inhaftieren und foltern würden. Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow hat das Ziel dieser Kampagne offen als eine Anstrengung beschrieben, 34. TEDDY AWARD | 70. Internationale Filmfestspiele Berlin, 20.02.- 01.03.2020. Eine maxwell.smart Produktion in Zusammenarbeit mit dem Teddy e.V. mit freundlicher Unterstützung der Internationalen Filmfestspiele Berlin/KBB, www.teddyaward.tvSeite 2 von 6 „unser Blut zu reinigen“. Er hat Familienmitglieder aufgefordert, sogenannte „Ehrenmorde“ zu verüben.

 

Es gibt keine Schätzungen über die Zahl der Toten. Hunderte von Tschetschenen sind seit Beginn der Gräueltaten einfach verschwunden, und Hunderte weitere sind geflohen

 

Die Leitung des in St. Petersburg ansässigen russischen LGBT-Netzwerks richtete bereits in den frühen Tagen des Pogroms eine Hotline ein. Sie richteten eine Reihe von geheimen Safehouses im ganzen Land ein, in Partnerschaft mit anderen LGBTQI-Organisationen, insbesondere dem Moskauer Community Center for LGBT+ Initiatives.

 

In den ersten zwei Jahren haben sie 151 Menschen aus Tschetschenien und über die russische Grenze geschafft. Zu den Ländern, die sie aufgenommen haben, gehören Kanada, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Belgien, die Niederlande, Argentinien und andere. Die US-Regierung lehnte alle aus dem Pogrom kommenden Asylbewerber ab.

 

Die Stellungnahme der tschetschenischen Führung: Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow hat die Vorwürfe sofort zurückgewiesen, als sie erstmals auftauchten, und sie als „Lügen“ bezeichnet. Darüber hinaus sagt er, es sei unmöglich, solche Verbrechen zu begehen, weil es „solche Leute hier nicht gibt“. „Wir haben keine Schwulen.“ Trotz dieser Behauptungen hat Kadyrow öffentlich sogenannte „Ehrenmorde“ befürwortet und Familien aufgefordert, Verwandte zu ermorden, die verdächtigt werden, schwul, lesbisch oder transsexuell zu sein. Sein Pressesekretär erklärte: „Wenn essolche Menschen in Tschetschenien gäbe, bräuchten die Strafverfolgungsbehörden sich nicht mit diesen Menschen zu beschäftigen, denn ihre Verwandten würden sie an einen Ort ohne Wiederkehr schicken. Wer solche Morde beginge, habe keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten.

 

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Dementis Kadyrows akzeptiert. Unter dem Druck internationaler Führungspersönlichkeiten leitete Putin jedoch kurzzeitig eine weithin kritisierte Untersuchung ein, bei der keine Zeugen und Opfer gefunden wurden, die zur Stellungnahme bereit waren, da sie Vergeltungsmaßnahmen befürchteten. Der Kreml behauptete, das Fehlen von Zeugenaussagen sei ein Beweis dafür, dass keine Menschenrechtsverletzungen stattgefunden hätten.

 

Lesben und Transgender-Frauen und -Männer sind ebenfalls das Ziel dieses Angriffs: Obwohl sich ein Großteil der Berichterstattung zu diesem Thema auf schwule Männer konzentrierte, berichten tschetschenische Lesben und transgender Frauen über eine ähnliche Behandlung. Die Überlebenden sprachen häufig über erzwungene religiöse Exorzismen und unfreiwillige Einweisungen in psychiatrische Krankenhäuser sowie über Folter und Inhaftierung. Es gibt auch Beweise für sogenannte „Ehrenmorde“ an Lesben.

 

Frauen haben in der tschetschenischen Interpretation des Islam wenig Autonomie. Männliche Familienmitglieder begleiten sie im Allgemeinen, wenn sie sich außerhalb ihrer Wohnung aufhalten, das ihre Bemühungen, sich in Sicherheit zu bringen, noch schwieriger – und gefährlicher – macht als für Männer.

 

Die Opfer werden in der ganzen Welt gejagt: Da das Ziel der Regierung Kadyrovs die Eliminierung von LGBTQI-Menschen aus der tschetschenischen Volksgruppe ist, garantiert die Flucht aus dem Land den Opfern keine Sicherheit. Die Behörden üben Druck auf tschetschenische Familien aus, um die Opfer zu jagen und sie zur Hinrichtung zurückzubringen. Und ihre Macht reicht erstaunlich weit. Es gibt eine weltweite Diaspora derjenigen, die während der beiden Tschetschenienkriege geflohen sind.

 

Im November 2019 riefen offizielle Vertreter die Menschen in der Diaspora auf, die tschetschenischen Sitten überall dort durchzusetzen, wo sie leben. In Bemerkungen, die weithin als Bezugnahme auf Homosexuelle angesehen wurden, sagte Kadyrows rechte Hand: „Ich sage es denjenigen, die in Europa, Amerika und Kanada leben: Stoppt solche Menschen! Entsprechend dem Gesetz, mit unseren Traditionen und Bräuchen, sollten wir ihr Problem lösen“, sagte Adam Delimkhanov. „Wir beschwören Euch, lasst nicht zu, dass sie die Ehre unserer Nation in den Schmutz ziehen.“ Es hat Fälle gegeben, in denen Tschetschenen zur Rückkehr verleitet oder in ihrem Gastland gezwungen wurden, die eigene Homosexualität zu leugnen. Einige von ihnen wurden in ihren Gastländern gezielt angegriffen.

 

Es ist keine gute Zeit, für Homo- und Transsexuelle in weiten Teilen der Welt: Die Jagd auf Homo- und Transsexuelle ist nicht nur in Tschetschenien zu einem großen Problem geworden. Nach Angaben der ILGA-Europe gibt es weltweit 70 Länder, in denen Schwulsein kriminalisiert wird, darunter 11 Länder, in denen die Todesstrafe angewendet werden kann. Was in Tschetschenien geschieht, ist allerdings dramatisch anders. Es handelt sich dort um die einzige Regierung seit Nazi-Deutschland, dieLGBTQI-Menschen zur Ausrottung zusammentreibt.

 

Karten für die TEDDY AWARD Preisverleihung in der Volksbühne Berlin am 28.02.2020 können online im Webshop der Volksbühne oder telefonisch über die Ticket-Hotline +49 30 24065777 gebucht werden. Zudem ist der Ticketkauf möglich im Buchladen Prinz Eisenherz, Motzstrasse 23, 10777 Berlin.

 

TEDDY AWARD Preisverleihung

Volksbühne Berlin

Rosa-Luxemburg-Platz
Berlin 10178
Deutschland
Die Verleihung beginnt um 21 Uhr
(Einlass ab 19:00 Uhr).
Ab 24 Uhr steigt die große TEDDY AFTER SHOW PARTY
in der gesamten Volksbühne.
TEDDY e.V.,, 13.02.2020, Foto: Promo: TEDDY AWARD © TEDDY e.V./ Brigitte Dummer