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Zwei Jahre Trump– Wie verändert America First Europa?

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Wer wirklich eine Chance haben will, Trump aus dem Amt zu jagen, muss eine eierlegende Wollmilchsau sein!

Berlin- Tatjana Ohm und Steffen Schwarzkopf von WELT sprechen in der Urania Berlin darüber, wie Donald Trumps bisherige Amtszeit die USA verändert hat und wie unterschiedlich die Amerikaner ihren Präsidenten sehen. Sie geben aktuelle Einblicke in den Politikbetrieb in der US-Hauptstadt und das Leben der normalen Leute jenseits der Großstädte. Sie diskutieren miteinander, was „America First“ mit uns in Europa macht.

 

Beide berichteten als Reporter viele Jahre aus den Krisengebieten der Welt. Heute ist Tatjana Ohm Chefmoderatorin beim Nachrichtensender WELT (ehemals N24) und Steffen Schwarzkopf leitet das Washingtoner Studio des Senders. Er war bei den Wahlen von Obama und Trump vor Ort und lebt zurzeit mit seiner Familie in Washington DC. Im Reporterpodcast „Inside USA“ berichtet er seit einem Jahr über seine Erlebnisse vor und hinter der Kamera und den turbulenten Alltag mit seiner Frau Julia und ihren zwei kleinen Kindern.

 

Zwei Jahre Trump – Wie verändert „America First“ Europa? 

Mit WELT-Chefmoderatorin Tatjana Ohm und US-Studioleiter Steffen Schwarzkopf

DO, 16.5.2019, 19:30 Uhr, Urania Berlin – An der Urania 17 – 10787 Berlin

 

Mehr Informationen zum Programm auf urania.de

 

Steffen Schwarzkopf hat vorab drei Fragen beantwortet:

 

In Deutschland/Europa gilt vielen Donald Trump als ein Präsident auf Abruf. Wenn er nicht schon vorher aus dem Amt gejagt wird, verliert er die nächste Wahl krachend. Ist das die Realität oder reines Wunschdenken?

Steffen Schwarzkopf: „Ich glaube, Letzteres. Egal, welche Anschuldigungen und Vorwürfe es in den vergangenen Jahren gegeben hat – die angebliche Zusammenarbeit mit Russland, Behinderung der Justiz, illegale Wahlkampffinanzierung, Schweigegeldzahlungen nach außerehelichen Affären – an Trump ist alles abgeperlt – er ist ein Teflon-Präsident. Genaugenommen wird er, wenn man sich die Zahlen anschaut, sogar zunehmend beliebter. Die Zustimmungsrate landesweit liegt bei 46 Prozent, bei den Republikanern bei rund 90 Prozent. Donald Trump kann sich auf seine Basis absolut verlassen – und deswegen hat er gute Chancen, wiedergewählt zu werden.“

 

Ist denn seinen Anhängern völlig egal, was Trumps „America First“-Politik für die internationalen Beziehungen bedeutet? Europa scheint für die US-Regierung ja kaum noch eine Rolle zu spielen.

Steffen Schwarzkopf: „Auch hier muss man unterscheiden. Für Donald Trump ist die Europäische Union als solche ein bürokratisches Monstrum – und ein Rivale. Er selbst hat die EU als „foe” bezeichnet, als Feind. Das gilt vor allem wirtschaftlich, Stichwort Handelsdefizit. Aber auch politisch versteht man in Washington diese Europäer – oder besser: vor allem die Deutschen – kaum: Die unterstützen weiterhin das Terrorregime im Iran, heißt es, die machen sich energiepolitisch mit der Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland abhängig. Und dann geben sie auch noch verschwindend wenig für ihr Militär aus! Die US-Regierung pickt sich deshalb seine Partner raus: Italien, Polen, Ungarn – wenig überraschend alles Länder, die der politischen Marschrichtung Donald Trumps nahestehen. Und die Amerikaner? Sie sind auch hier geteilt: Die Republikaner unterstützen Trumps Kurs in der Mehrheit, ‚Wir müssen zusehen, dass es uns gut geht – und nicht den anderen‘, sagen viele. Die Demokraten lehnen seinen Umgang gerade mit Deutschland ab. Ich habe nicht wenige Menschen getroffen, die sich bei mir als Deutschen im Namen ihres Landes entschuldigt haben.“

 

Wer von den Demokraten könnte denn Trump bei der Wahl im nächsten Jahr überhaupt gefährlich werden?

Steffen Schwarzkopf: „Momentan sind es ja sage und schreibe 21 demokratische Kandidaten, die Hälfte der Namen haben die meisten Amerikaner noch nie gehört. Der „Frontrunner” ist momentan Joe Biden, der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama, gefolgt von Bernie Sanders. Ein 76-Jähriger also vor einem 77-Jährigen … Ist das Alter ein Problem? Ich glaube schon. Biden steht nicht gerade für Aufbruch oder Neubeginn, eher für: Zurück zur Vergangenheit. Dann sind da noch Kamala Harris, Beto O’Rourke, Elizabeth Warren, Pete Buttigieg … alles smarte Köpfe, gute Redner. Aber ich sehe hier – momentan – keinen Überflieger. Wer wirklich eine Chance haben will, Trump aus dem Amt zu jagen, muss eine eierlegende Wollmilchsau sein: Politisch erfahren, aber nicht Establishment; liberal genug für die Demokraten, aber zumindest so konservativ, dass auch der ein oder andere Trump-Wähler überlaufen könnte. Er muss die Minderheiten ansprechen, also vor allem die afro-amerikanischen Wähler und die Latinos, darf aber die weißen Amerikaner nicht verschrecken. Man merkt schon: Das wird nicht ganz einfach für die Demokraten.“

 

Quelle: WELT Nachrichtensender, 13.05.2019, Foto: Zwei Jahre Trump/Tatjana Ohm und Steffen Schwarzkopf, Quelle: © WeltN24 GmbH