53. JazzFest Berlin vom 01. bis 06. November 2016 im Haus der Berliner Festspiele.
Eingebunden in die Berliner Festspiele bildet das Jazzfest Berlin den krönenden Abschluss eines jeden Jazzjahres. An vier Tagen im November gibt es nicht nur im Haus der Berliner Festspiele ein abwechslungsreiches Programm für alle Jazzliebhaber.
An Orten wie dem A-Trane, dem Haus der Berliner Festspiele, der Akademie der Künste, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche oder dem Delphi Filmpalast sind sowohl traditionelle als auch progressive Töne zu hören.
53 Jahre Jazzfest Berlin
Jazz ist vor allem die Kunst der Konversation, des Austauschs neuer Ideen zwischen Einzelnen, Generationen, Nationen, Geschlechtern. In seiner grundlegendsten Form kann auch nur ein/e Musiker*in seine oder ihre eigene Weltsicht in einem inneren Dialog erforschen. Jazz kann der Dialog zwischen Menschen sein, oder die formalere Zwiesprache zwischen Improvisator*in und Komponist*in. Konversation ist eines der Themen des diesjährigen Jazzfests Berlin, das beginnen wird mit einer musikalischen Hommage der amerikanischen Saxofonistin und Klangkünstlerin Matana Roberts an die verstorbene deutsche Choreografin Pina Bausch in der Rekonstruktion des berühmten Lichtburg-Probenraums im Rahmen der Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Mit dieser Veranstaltung eröffnet das Festival am Dienstag, dem 1. November. 24 Stunden später folgt ein Konzert in einer weiteren neuen Spielstätte, der Salle Boris Vian des Institut Français, wo der Sänger Michael Schiefel und das Wood&Steel Trio eine Neuinterpretation der Lieder präsentieren, die Hanns Eisler im Exil in Hollywood komponierte.
Einige Konversationen sind von der Konstellation her eher intim. Auf der Hauptbühne des Hauses der Berliner Festspiele begeben sich mit dem Saxofonisten Joshua Redman und dem Pianisten Brad Mehldau zwei alte Freunde in einen Dialog; ein Dreiergespräch verbindet den Schlagzeuger Jack DeJohnette mit zwei Musikern, die er seit ihrer Kindheit kennt: dem Saxofonisten Ravi Coltrane und dem Bassisten Matthew Garrison. Im A-Trane präsentiert eine Serie unter dem Titel „Brooklyn-Berlin Dialogues“ drei sich überschneidende Duos, die wie ein Staffellauf strukturiert sind: Mary Halvorson und Ingrid Laubrock am ersten Abend, Laubrock und Aki Takase am zweiten, und Takase und Charlotte Greve am dritten. Wadada Leo Smith und Alexander Hawkins spielen zum ersten Mal in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Duette für Trompete und Orgel (und Smith spielt mit seinem Great Lakes Quartet auf der Hauptbühne).
Am anderen Ende der Skala präsentiert die hr-Bigband die Uraufführung einer Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Pianisten Nik Bärtsch, während das Globe Unity Orchestra – unter Leitung von Alexander von Schlippenbach und Mitwirkung zahlreicher Größen des europäischen Free Jazz – das fünfzigste Jubiläum seines Debütkonzerts auf einer Bühne dieses Festivals feiert. Neue Ansätze der Verbindung von Komposition und Improvisation erforschen die norwegische Saxofonistin Mette Henriette, die französische Pianistin Eve Risser und der New Yorker Saxofonist Steve Lehman. Julia Holter integriert Berliner Musiker in ihr Ensemble und bringt die Welt der Singer-Songwriter auf die Bühne des Jazzfests. Und der Pianist Achim Kaufmann stellt für ein zweites Konzert im Institut Français ein neues Oktett zusammen.
Die Seitenbühne gehört zu später Stunde den jüngeren Performer*innen – der finnischen Band Oddarrang, der britisch-bahrainischen Trompeterin Yazz Ahmed oder der schweizerische Sängerin Lucia Cadotsch. Der Reichtum der aktuellen deutschen Jazz-Szene wird durch das Debüt einer Zusammenarbeit zwischen dem Quartett der Pianistin Julia Hülsmann und der jungen Saxofonistin Anna-Lena Schnabel aus Hamburg demonstriert. Die amerikanische Pianistin Myra Melford präsentiert Musik, die durch den uruguayischen Schriftsteller Eduardo Galeano inspiriert wurde, während die polnische Saxofonistin Angelika Niescier und der deutsche Pianist Florian Weber gemeinsam ein Quintett leiten, in dem unter anderem der Trompeter Ralph Alessi spielt.
Stimmen der Unschuld und Erfahrung verschmelzen zu Konversationen, die dem Geheimnis der Improvisation auf der Spur sind. Auf den verschiedenen Bühnen des Festivals werden sich Freunde und Fremde treffen und Musik erschaffen, die in dieser Weise nie wieder gespielt werden kann und die das Publikum niemals vergessen wird.
Richard Williams Künstlerischer Leiter Jazzfest Berlin
Thomas Oberender Intendant Berliner Festspiele
JazzFest Berlin im Haus der Berliner Festspiele
Schaperstraße 24 10719 Berlin |