Bilanz 2016: Berliner Staatsoper erreicht Auslastung von 88%
im Schiller Theater – und ein erster Ausblick auf 2017
Die Berliner Staatsoper erreicht im Kalenderjahr 2016 im Schiller Theater eine Auslastung von 88% (2011: 82%, 2012: 88%, 2013: 88%, 2014: 89%, 2015: 86%).
Insgesamt 184.938 Besucher kamen zu den 312 Vorstellungen und Konzerten in Berlin. Weitere 51.142 Zuhörer besuchten die internationalen Gastspiel-Konzerte der Staatskapelle Berlin in Japan (Tokio, Sendai, Osaka, Nagoya, Kawasaki, Kanazawa, Hiroshima und Fukuoka), Shanghai, Prag, Paris, London und Luzern. Außerdem kamen 40.000 Besucher zum 10. Open-Air-Konzert der Staatskapelle Berlin unter dem Motto »Staatsoper für alle« auf dem Bebelplatz zusammen.
Für ein volles Haus im Jahr 2016 sorgten u. a. die Neuproduktion von Glucks »Orfeo ed Euridice« zu den FESTTAGEN in der Regie von Intendant Jürgen Flimm, »Fidelio« als Eröffnungspremiere der Saison 2016/2017 (Regie: Harry Kupfer) sowie die Berliner Premiere von Patrice Chéreaus »Elektra«-Inszenierung mit Evelyn Herlitzius in der Titelpartie. Alle drei Produktionen wurden von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim dirigiert. Die letzte Premiere des Jahres war Puccinis »Manon Lescaut« gewidmet, eine Koproduktion mit dem Mikhailovsky Theatre in St. Petersburg, inszeniert von Jürgen Flimm. Zu weiteren Höhepunkten des Jahres zählten die szenische Wiederentdeckung nach über 300 Jahren von Agostino Steffanis Barockoper »Amor vien dal destino« (Regie: Ingo Kerkhof | Musikalische Leitung: René Jacobs), Bohuslav Martinůs »Juliette« mit Magdalena Kožená und Rolando Villazón (Claus Guth | Daniel Barenboim / Domingo Hindoyan) sowie »Luci mie traditrici« als Fortsetzung des Salvatore Sciarrino-Schwerpunkts an der Staatsoper (Jürgen Flimm | David Robert Coleman).
Enorme Resonanz fanden die Wiederaufnahmen von Verdis »Il trovatore« mit Anna Netrebko, von »Simon Boccanegra« mit Plácido Domingo sowie von Wagners »Parsifal« während der FESTTAGE, bei der Waltraud Meier ihren Abschied als Kundry gab. Auch die Aufführung zweier kompletter »Ring«-Zyklen sorgte für ausverkaufte Abende im Schiller Theater. Alle sieben Produktionen fanden unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim statt.
In der Werkstatt wurde Oscar Strasnoys »Comeback« nach einem Libretto von Christoph Hein sehr erfolgreich uraufgeführt, darüber hinaus waren Musiktheaterwerke von u. a. Hèctor Parra (»Zangezi«), Stephen Oliver (»Mario und der Zauberer«), Matthias Hermann (»Die Luft hier: scharfgeschliffen«) , Irini Amargianaki (»ANS«) und Emmanuel Nunes (»La Douce«) zu erleben.
Ein besonderes Ereignis war die zyklische Aufführung aller neun Bruckner-Sinfonien in der Tokioter Suntory Hall im Februar 2016 – verbunden mit einer fünfwöchigen Asien-Tournee der Staatskapelle Berlin unter ihrem Chefdirigenten nach China und Japan. Ein großer Erfolg waren ebenfalls die Abonnementkonzerte der Staatskapelle Berlin daheim (acht Programme mit jeweils zwei Konzerten in der Philharmonie und im Konzerthaus) mit u. a. den Dirigenten Daniel Barenboim, Antonio Pappano, Pablo Heras-Casado und Paavo Järvi sowie den Solisten Daniil Trifonow, András Schiff, Radu Lupu und Thomas Hampson. Besondere Akzente setzten die FESTTAGE-Konzerte, die 2016 einen Bogen von Bach zur großen spätromantischen Sinfonik schlugen: Auf dem Programm standen u. a. die beiden großen Sinfonien Edward Elgars, Gustav Mahlers 9. Sinfonie und seine »Lieder eines fahrenden Gesellen« mit Jonas Kaufmann. Zu Gast waren bereits zum dritten Mal in Folge die Wiener Philharmoniker, Martha Argerich, die mit einem gemeinsamen Recital mit Daniel Barenboim zu erleben war, sowie Yo-Yo Ma, der Antonín Dvořáks Violoncellokonzert h-Moll op. 104 und die sechs Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach zur Aufführung brachte. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt des Konzertprogramms setzte der Prokofjew-Sonaten-Zyklus, mit dem exzellenten Pianisten Yefim Bronfman. Die Konzertreihe »Preußens Hofmusik« wurde in der neuen Spielstätte, dem Weißen Saal im Schloss Charlottenburg, sehr gut angenommen und das Symposion »450 Jahre Staatskapelle Berlin« fand zum zweiten Mal statt und beleuchtete dabei das 18. Jahrhundert. Außerdem wurden 2016 zwei besondere Geburtstage mit einem Konzert geehrt: der 80. Geburtstag des Ehrendirigenten der Staatskapelle Berlin, Zubin Mehta, sowie der 75. Geburtstag von Martha Argerich – als Benefizkonzert zugunsten der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden. Daneben zählten zwei weitere Benefizkonzerte zu den Konzerthighlights der Saison: ein Abend mit Cecilia Bartoli zugunsten der Sanierung sowie ein gemeinsames Konzert der drei Berliner Orchester (Staatskapelle Berlin, Berliner Philharmoniker und Konzerthausorchester) für Geflüchtete und die vielen ehrenamtlichen Helfer.
Ausblick
Die Konzertsaison startet 2017 am 2. Januar in der Philharmonie Berlin: Dann präsentieren die Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim, Violinistin Lisa Batiashvili und Trompeter Till Brönner mit seiner Band, dem Till Brönner Orchestra, ihr gemeinsames Konzert zum Jahreswechsel, bei dem Klassik und Jazz aufeinandertreffen. Peter Tschaikowskys Ballettmusik zu E.T.A. Hoffmanns Märchen »Der Nussknacker« wird in zwei verschiedenen Versionen interpretiert werden: sowohl im traditionellen sinfonischen Gewand, als auch mit Trompete, Bass, Drums und Co in Arrangements von Duke Ellington. Abgerundet wird das Programm durch Tschaikowskys Violinkonzert – gespielt von Lisa Batiashvili. Das erste Konzert zum Jahreswechsel findet morgen, am 31. Dezember 2016 im Schiller Theater statt, mit dem gleichen Programm.
Darüber hinaus steht der Beginn des neuen Jahres für die Staatskapelle und ihren Generalmusikdirektor ganz im Zeichen Anton Bruckners: Vom 5. bis 7. Januar bringen sie seine Sinfonien 1 bis 3 in die Philharmonie de Paris, am 11. Januar folgt ein Gastspiel im Wiener Musikverein, ebenfalls mit der 3. Sinfonie und vom 19. bis 29. Januar kommt es in der New Yorker Carnegie Hall erstmals in der nordamerikanischen Musikgeschichte zur Aufführung des kompletten Bruckner-Zyklus mit allen neun Sinfonien. Dazwischen gibt es beim IV. Abonnementkonzert am 9. und 10. Januar die Möglichkeit, Bruckner auch in Berlin zu hören: Dann erklingt die 3. Sinfonie in der Philharmonie und im Konzerthaus. Kombiniert wird dieses große Werk der Spätromantik mit Mozarts »Krönungskonzert«, dem Klavierkonzert D-Dur KV 537, das Daniel Barenboim als Solist gestalten und gleichzeitig dirigieren wird.
Die erste Premiere des neuen Jahres ist am 15. Januar 2017 Henry Purcells Semi-Opera »King Arthur« unter der musikalischen Leitung von René Jacobs und in einer Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf und Julian Crouch, die damit ihr Debüt an der Berliner Staatsoper geben. Es spielt die Akademie für Alte Musik Berlin. Zum Ensemble, das aus Sprech- und Gesangsrollen besteht, gehören Anett Fritsch (Sopran/Philidel), Robin Johannsen (Sopran), Benno Schachtner (Altus), Mark Milhofer (Tenor), Stephan Rügamer (Tenor), Johannes Weisser (Bass), Arttu Kataja (Bass), Michael Rotschopf (Arthur), Hans-Michael Rehberg (Merlin), Max Urlacher (Oswald), Axel Wandtke (Conon), Oliver Stokowski (Osmond), Tom Radisch (Grimbald), Steffen Schortie Scheumann (Aurelius), Meike Droste (Emmeline) und Sigrid Maria Schnückel (Mathilda). Außerdem sind Mitglieder des Staatsopernchors sowie ein »Skills Ensemble« aus Tänzern, Akrobaten und Puppenspielern an dieser besonderen Produktion beteiligt. Zur Vorbereitung auf die Premiere findet am Sonntag, den 8. Januar um 11 Uhr eine Einführungsmatinee statt. Der Eintritt ist frei.